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IMAGO GESCHICHTE

ENTSTEHUNG
1970 bekommt der Forscher Werner Kraus von Daimler-Benz den Auftrag den Verbrennungsvorgang im Wankelmotor fotografisch abzubilden. Dafür entwickelt er ein völlig neuartiges optisches System mit extrem hoher Lichtstärke. Die enorme Brennweite erlaubt die fotografische Abbildung im Maßstab 1:1, ohne Krümmung oder Verzerrung.
Diese Direktbelichtung mit 2 Meter Bildkreis erfordert maximale Lichtintensität. Dafür konzipiert Werner Kraus ein eigenes Lichtsystem mit extrem fokussierter Ausbeute, das von sechs Blitzgeneratoren gespeist wird. Nach Abschluss des Forschungsauftrags wird ihm schnell bewusst, welch kreatives Potential in seiner Schöpfung schlummert. Denn die Erfindung der IMAGO Camera war nicht einzig eine technische Neuigkeit. Kunsthistorisch fällt ihre Entstehung in die Spätphase von Fluxus und Happening.
Bekannte Vertreter wie Joseph Beuys, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und viele andere sprengen damals mit ihren Aktionen die festgeglaubten Grenzen zwischen Betrachter, Künstler und Kunstwerk. Mitunter davon beeinflusst, erschafft Werner Kraus gemeinsam mit Bildhauer Erhard Hößle ein interaktives Kunstwerk, das den Betrachter aus seiner passiven Ecke lockt und selbst zum Teil des künstlerischen Prozesses macht. Ein weltweit einzigartiges fotografisches Erlebnis, das Kunst, Handwerk, Wissenschaft, und spektakuläre Selbsterfahrung vereint. Und ein Medium dessen Bedeutung stetig zunimmt, weil sein Session Charakter quer zur Ich-Hegemonie der digitalisierten Welt steht.
1972 wurde die IMAGO Camera in München eingeweiht. Nach einer Reihe von Ausstellungen wird die IMAGO Camera 1978 eingelagert. Der Grund: Das für den Betrieb unerlässliche Direkt Positiv Fotopapier muss anderen Technologien weichen und wird nicht mehr produziert.
WIEDERKEHR
Nicht jede Revolution beginnt im Keller. Diese entsteht auf einem Dachboden: Zufällig findet die Tochter des Erfinders Werner Kraus 2004 auf dem Speicher des väterlichen Hauses in München einen Karton mit den Original- Portraits der IMAGO Camera der 70er Jahre, den IMAGOgrammen. Ein folgenreicher Fund, denn die außergewöhnliche Magie der Bilder lässt die Schauspielerin nicht mehr los. Um die IMAGO zu reaktivieren, bedarf es des vom Markt genommenen Direkt Positiv Papiers. Nach knapp 2 Jahren intensiver Suche findet Susanna Kraus mit ILFORD Switzerland einen Partner, der das Direkt Positiv Papier für die IMAGO Camera wieder auflegt und ihm den legendären ILFOCHROME Look verleiht. Seit dem Tag der Reaktivierung widmet Susanna Kraus all ihre Energie als Künstlerin dieser einzigartigen Lichtmalerei. Im Jahr 2014 stellt Susanna Kraus mit ihren Söhnen Paul und Jakob die IMAGO Fotour fertig, der erste Nachbau und die erste mobile Version der IMAGO Camera. Die IMAGO Fotour wurde seitdem in Deutschland, China und den Niederlanden ausgestellt.
CHRONOLOGIE
  • 1970/72

    Bau der ersten begehbaren Großbildkamera IMAGO für die lebensgroße Abbildung von Menschen

    Idee und künstlerische Umsetzung: Werner Kraus und Erhard Hößle. Nach 2 Jahren Fertigung erfolgt die Eröffnung im Rahmen eines großen Kunst-Events für die damalige Münchner Kulturszene.

  • 1970/78

    Verschiedene Standorte und Ausstellungen

    Weltausstellung der Fotografie Nürnberg, Photokina Köln, Herbstsalon Haus der Kunst, Neue Sammlung München, Galerie Hartmann, München

  • 1978

    Einlagerung

    der IMAGO Camera, nachdem die Produktion des speziellen Fotopapiers eingestellt wurde.

  • 2004/06

    Reaktivierung

    entdeckt und reaktiviert die begehbare Selbstportraitkamera IMAGO. Ihr gelingt es, ILFORD Switzerland für eine Wiederauflage des Direkt Positiv Papiers zu gewinnen.

  • 2006

    Die Neue Sammlung der Pinakothek München

    gibt die IMAGO Camera an Susanna Kraus zurück. Die Kamera wird gemeinsam mit Ihren beiden Söhnen in den Räumen der Akademie der Künste, München unter der Schirmherrschaft Dieter Rehms’ restauriert. In Wien zum Monat der Fotografie ist die IMAGO Camera nach 30 Jahren zum ersten mal für die Öffentlichkeit in Funktion.

„…Das Großformat entspringt der Sehnsucht nach der »vollkommenen Treue der Wiedergabe«, das eigentliche Versprechen der Fotografie: Lifesize! Denn ohne Lebensgröße gibt es keine wahre Abbildung des Lebens…“
PETER WEIBEL
Pressestimmen
FREUNDE UND FÖRDERER
Ohne die Unterstützung bestimmter Personen und Firmen wäre die Wiederaktivierung der Kamera nicht möglich gewesen. Für ihre nicht enden wollende Leidenschaft und Liebe zur IMAGO bedanken wir uns mit einem herzlichen „Licht auf allen Wegen!“ bei folgenden Personen und Firmen:
| Ilford Switzerland | HARMAN Technology UK, Mr. David Peter Jones, Ex CEO of Ilford Swiss & UK | Dr. Gisela Kaiser, München | Annegret Kohlmayer, Wien – Photokina/Messe, Köln | Die Photoautomaten, Berlin | Lomographische Gesellschaft Wien | Thomas Schenck (SM Filmdienst) | Florian Hufnagel (Pinakothek der Moderne, München) | Peter Weibel (ZKM Karlsruhe) | Dieter Rehm (Akademie der Künste) | Andreas Velten, Berlin | Floris Neusüß, Kassel, Stefan und Lisa Boerger (Delicut) | Christoph Kardinal Schönborn, Wien | Monat der Fotografie Wien, Thomas Liecek – Technisches Museum Wien | Gottfried und Gerda Haberer | Die Wiener & Münchner Truppe der Anfangsstunde, Elena Capra, Florian Peljak und Jakob Berr | Severin Matusek | Christoph Santner von RealMakers, Wien | Erika Borbély-Hansen, Frederic Thywissen, Berlin | Yasmine Benhadj-Djilali/YBDD, Architektur Kunstraum | Vertrieb Fotopapier DPP Hans O.Mahn GmbH, Maco Photoproducts | Miriam Bers, Bers Art Consulting, Go Art Berlin |
IMAGO Camera